„Kompetenzen erweitern“
Es ist ein besonderes Merkmal des Öko-Instituts, Phänomene aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten. Die Forschung noch stärker um nicht-naturwissenschaftliche Kompetenzen zu erweitern, könnte neue Ideen bringen und Lösungsmöglichkeiten für eine nachhaltigere Zukunft noch mehr als bisher schon geschehen bereichern. Denn jede Sichtweise hat ihre Einschränkungen und jede Perspektive, die hinzukommt, trägt dazu bei, die verschiedenen Problemlagen besser zu verstehen und nachhaltigere und praxistaugliche Lösungen zu finden.
Suffizienz ist ein Thema, dass noch zu wenig wissenschaftliche und gesellschaftliche Beachtung findet und viel Potential hätte, zu einer intentionalen Transformation hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beizutragen. Auch die „green economy“ verbraucht Ressourcen. Vor dem Hintergrund eines weltweit weiter steigenden Bevölkerungswachstums und Wohlstands und den qualitativen und quantitativen Verlusten von selbst idealen geschlossenen Stoffkreisläufen, wäre es wichtig Konsistenz- und Effizienzmaßnahmen verstärkt um Suffizienzmaßnahmen zu erweitern. Eine interessante Forschungsfrage ist beispielsweise, welche Politiken zur Unterstützung und Begleitung hin zu einer suffizienteren Gesellschaft erfolgsversprechend sind.
Kollektive Veränderungen basieren auf individuellen Entscheidungen. Welche Motivatoren gibt es für Menschen hin zu einem nachhaltigeren Lebensstil? Aus unserem Alltag wissen wir, dass Fakten alleine meist nicht ausreichen. Auch gibt es Lücken zwischen Wissen um ökologische Zusammenhänge, einer ökologischen Einstellung und der eigentlichen Verhaltensänderung. Forschungsergebnisse aus der Umweltpsychologie liefern Vorschläge, wie diese Lücken angegangen werden könnten. Dieses Wissen auf die unterschiedlichsten Kontexte zu adaptieren und zur Wirkung zur bringen, fände ich wichtig.
Ökologie und Soziales immer mehr zusammenzudenken spiegelt sich im Begriff der Nachhaltigkeit seit langem wieder. Spannend ist, der Frage in unterschiedlichsten Kontexten nachzugehen, welche sozialen Effekte die Unterlassung von Umweltmaßnahmen und auch deren Einführung haben. Und nach Lösungen zu suchen mit den geringstmöglichen Auswirkungen sowohl für Menschen als auch für Natur und Umwelt.
Wenn wir, der globale Norden, konsequent mit guten Beispielen vorangehen, gelänge es uns vielleicht, den globalen Süden auf die Reise zu einer nachhaltigen Gesellschaft leichter mitzunehmen. Die Reise hat schon begonnen. Das Öko-Institut könnte die Funktion eines Reiseleiters nicht nur national sondern auch international in vielen Bereichen übernehmen.
Jasmin Weishäupl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im
Bereich Ressourcen & Mobilität.