„Auch die nicht-sichtbaren Probleme immer wieder sichtbar machen“
Eine meiner frühesten, einprägsamsten Erinnerungen zum Thema Umweltschutz ist ein Schulreferat, das ich Ende der 1980er über die Ölverschmutzung von Nord- und Ostsee in Folge von Tankerunglücken oder der Verklappung von Öl auf dem offenen Meer gehalten habe.
Das hat mich damals ziemlich beeindruckt und den Impuls ausgelöst, mehr zu dem Thema machen zu wollen. Über den Umweg einer klassischen Bankausbildung bin ich schließlich 1999 ans Öko-Institut gekommen.
Mittlerweile ist die „sichtbare Verschmutzung“ weitgehend verschwunden.
Anders als in meiner Jugend, als viele Küstenabschnitte in den ADAC-Heften regelmäßig rot gekennzeichnet waren, können unsere Kinder heute überall wieder gut baden.
Umso überraschter war ich, als ich von der aktuellen Bedrohung durch Mikroplastik in den Weltmeeren hörte – die damals noch offensichtliche Verschmutzung hat sich sozusagen verpulverisiert. Spannend, dass Kolleginnen und Kollegen hier am Öko-Institut dieses Thema aufgegriffen haben.
Das Institut arbeitet an so vielen Themen, die uns auch als Privatmenschen konkret betreffen. Beispielsweise an der Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Nutzung von Elektroautos. Dies ist jedoch nicht nur für die Energiewende relevant. Ich habe mir vorgestellt, wie wunderbar es wäre, wenn auf unseren Straßen in naher Zukunft nur noch Elektroautos fahren würden. Was würden wir alles wieder hören, wie würde sich wohl unsere Aufmerksamkeit verändern, wenn der andauernde Straßenlärm wegfällt…?
Meine eigene Arbeit am Öko-Institut hat sich mittlerweile verschoben. In meiner Leitungsfunktion nutze ich meine langjährige Erfahrung dafür, meinem Team Voraussetzungen und Strukturen zu schaffen, die ihr Engagement und ihre Entwicklung weiter fördern. Mein Ziel ist die Vernetzung zwischen unseren vielfältigen Themen, Projekten, Personen und Kompetenzen. Denn eine große Stärke des Öko-Instituts ist es, die Themen in interdisziplinären Teams immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln – technisch, regulatorisch, unternehmerisch und verbraucherorientiert – anzugehen.
Ich bin manchmal erstaunt und – in Zeiten, in denen alles immer kurzlebiger wird und sich immer schneller dreht – wiederum ziemlich stolz darauf, dass ich nun schon seit fast 20 Jahren am Öko-Institut arbeite: Es fühlt sich keinen einzigen Tag langweilig an!
Kathrin Graulich ist stellvertretende Leiterin des Bereichs Produkte & Stoffströme
mit dem Forschungsschwerpunkt Nachhaltiger Konsum und Produkte in Freiburg.