„Unternehmen werden zum Teil der Lösung“

Carl-Otto Gensch

Als ich im Öko-Institut anfing, waren dort die Unternehmen für die meisten noch „die Bösen“. Sowohl in den Unternehmen wie auch bei den Umweltschützern dominierte ein klares Schwarz-Weiß-Bild. Ich kam aus einem mittelgroßen Familienbetrieb und hatte vielleicht auch deshalb die Vision eines Miteinanders von Unternehmen und Umweltschützern. Mein Wunsch war es, dass wir im Öko-Institut die fortschrittlichen, umweltorientierten Unternehmen beraten und mit unserer Arbeit unterstützen.

Heute sind wir dieser Vision näher gekommen. Der Weg hin zu einer Strategie, Unternehmen auch als Teil der Lösung zu betrachten, war ein jahre- und jahrzehntelanger Prozess. Ein Meilenstein auf diesem Weg war für mich die Arbeit für und mit der damaligen Hoechst AG. Damals, vor über 20 Jahren, war auch innerhalb des Öko-Instituts die Zusammenarbeit umstritten und sorgte bei manchen, vor allem bei den lokalen Umweltorganisationen im Rhein-Main-Gebiet für Kopfschütteln. Heute ist eine solche Zusammenarbeit mit Unternehmen Normalität. Genauso wie akzeptiert wird, dass auch umweltorientierte Unternehmen wie beispielsweise in der Erneuerbaren-Energien-Branche heute professionelle Marktakteure sind und entsprechend agieren.

Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass noch mehr Unternehmen Nachhaltigkeit nicht nur als Kommunikationsaufgabe wahrnehmen, sondern nachhaltiges Wirtschaften als tiefgehende Gestaltungsaufgabe sehen. Investoren werden dies zunehmend triggern, indem Firmen danach bewertet werden, wie sie dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht werden. Die Politik muss dazu mit einer ambitionierten nationalen Nachhaltigkeitsstrategie die Rahmenbedingungen setzen. Im Moment spürt man hier noch den langen Atem des Neoliberalismus, der dafür sorgt, dass man Unternehmen möglichst wenige Auflagen erteilen möchte. Aber letztlich ist es aus meiner Sicht eine der großen und wichtigen politischen Gestaltungsaufgaben des 21. Jahrhunderts und alternativlos für eine nachhaltige stabile Unternehmensentwicklung.

Carl-Otto Gensch leitet den Bereich Produkte & Stoffströme
 in der Geschäftsstelle Freiburg.

 

Kommentare
  1. Michael Hiss at 23:47

    Mir gefällt die Idee und das Handeln, die Industrie als Partner zu sehen und nicht als Gegner oder Hemmschuh. Die Industrie kann mit guten Ideen für unsere Umwelt Sorge tragen und dennoch Geld verdienen. Es braucht halt etwas mehr Kreativität die Firmen anzuregen oder zu übrtzeugen.
    Viel Spaß dabei. Michael Hiss – Ihr Segelberater

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