Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Klaus Töpfer

40 Jahre Öko-Institut – vom belächelten Rand in die bestaunte Mitte!

Wie schnell doch die Zeit vergeht! Es ist für mich kaum vorstellbar, dass die Gründung des Öko-Instituts bereits 40 Jahre zurückliegt.

Andererseits: Niemand hätte es vor 40 Jahren für möglich gehalten, dass sich dieses neue Institut von einem im besten Fall belächelten Exoten am Rand der kräftig wachsenden Landschaft von Beratungsinstitutionen so unaufhaltsam und so unerschütterlich in die Mitte gesellschaftlich bewegender Diskussionen hinein entwickeln würde. Gegründet in einer Zeit, in der der Begriff „Umweltpolitik“ in der politischen Praxis noch weitgehend unbekannt war – an ein Umweltministerium in der Bundesregierung war nicht zu denken. Dieser Denkprozess kam erst nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986 zu einem konkreten Ergebnis – in den Arbeiten des zu diesem Zeitpunkt nahezu 10jährigen Öko-Instituts war es ohne diese Katastrophe immer wieder gedacht und damit politisch bedeutsam gemacht worden.

Das Öko-Institut – immer wieder ein hervorragender Nährboden für Persönlichkeiten, denen die Verbindung von emotionaler Verpflichtung und intellektueller, wissenschaftlicher Durchdringung ein kategorisches Prinzip war und entsprechend vorangetrieben wurde. In diesen 40 Jahren sind von den Vordenkern dieses Instituts immer wieder vermeintliche Sachzwänge so hinterfragt worden, dass sie zu politisch relevanten Alternativen und danach zu wirtschaftlich attraktiven Realitäten wurden – so in besonderer Weise zu belegen an der Energiewende, an der Durchsetzung erneuerbarer Energien in Deutschland und weltweit. Nur einige Hinweise.

Sie werden den 40 Jahren des Öko-Instituts sicherlich nicht so gerecht, wie es hoch verdient ist und nötig wäre. Mir bleibt nur, mit hohem Respekt zu gratulieren. Diese Wünsche verbinde ich vornehmlich damit, dass sich das Institut auch in Zukunft nicht mit vermeintlichen Sachzwängen abfindet, sich nicht in Alternativlosigkeiten hineinpressen lässt. Pfadabhängigkeiten aufdecken, analysieren und therapieren – dies sollte weiterhin das Markenzeichen des Öko-Instituts sein.

Jetzt, in der Mitte der Gesellschaft angekommen, respektiert, gefragt und beachtet, wird es sicherlich nicht leichter als in den Anfangsjahren, als das Kratzen an Oberflächen bereits als Systemveränderung empfunden wurde. Nun gilt es in den kommenden Jahren, immer tiefer diese jeweiligen Oberflächen der Sachzwänge zu durchdringen. Dazu viel Glück, gute Nerven und Selbstvertrauen.

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