Erhard Eppler

Mitglied im Kuratorium des Öko-Instituts

40 Jahre Öko-Institut – Endlich Hilfe aus der Wissenschaft!

1977, das war das Jahr, nachdem Hans Filbinger mit seinem Motto „Freiheit statt Sozialismus!“ eine satte absolute Mehrheit im Stuttgarter Landtag gewonnen hatte gegen eine SPD, die zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik einen grünen Wahlkampf geführt hatte. „Vernunft statt Beton!“ war in einer Zeit, in der noch drei Autobahnen über den Schwarzwald geplant waren, ein Ärgernis. Das waren erste Versuche, Ökologie in eine Politik einzuführen, deutlich vor den Grünen. Es war die Zeit, als der Ministerpräsident Filbinger seinen amüsierten Zuhörern erzählte, da gebe es doch bei der SPD einen seltsamen Zeitgenossen, der wolle Energie sparen. Die Zeit, als ein besorgter Freund mir sagte, es sei doch weniger anstößig, wenn ich einen sorgsameren Umgang mit Energie empfehle.

Experten waren damals meist gleichzeitig Angestellte der Industrie oder der Energieversorger. Sie vertraten „die Wissenschaft“ gegenüber den Sektierern. In allen Wirtschaftsministerien des Bundes und der Länder galt das Dogma, dass der Stromverbrauch jährlich um 7 % wachsen müsse, sich also in zehn Jahren verdopple. Als ich, zusammen mit einem der ersten Gegenexperten eine sehr viel bescheidenere Prognose wagte, machte mich im Handelsblatt ein Professor lächerlich. Später stellte sich heraus, dass auch meine Prognosen von der Wirklichkeit unterboten wurden.

Ja, und dann kam das Öko-Institut und baute eigene wissenschaftliche Kapazitäten auf. Heute, nach 40 Jahren, kann niemand mehr ermessen, was das für die Ökologie bedeutete. Nun diskutierten Wissenschaftler mit Wissenschaftlern, und sie wurden von Jahr zu Jahr ernster genommen. Jetzt konnte man sogar wagen, eine Öko-Partei zu gründen. Ökologie war nicht mehr der Spleen von Spinnern, sondern eine Aufgabe für alle, die kein allzu dickes Fell hatten.

Die Gründung des Öko-Instituts war eine Tat, die mehr bewirkt hat, als 1977 zu erwarten war. Die Gründer können stolz darauf sein. Es konnte mit diesem Institut nur bergauf gehen. Und dass dies weiterhin so sei, wünscht ihm

Erhard Eppler

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