Dr. Wolfgang Brühl

Wissenschaftlicher Mut, Vielfalt der Themen, Raus aus Elfenbein-Turm – alles Gute!

Wenn man als Nicht-Wissenschaftler einem Institut gratulieren will, das so bekannt ist wie das Öko-Institut, gehen die Gedanken zurück an das Kennenlernen. Das bedeutet für mich die Erinnerung an die frühen 90er Jahre. Damals starteten das Öko-Institut und die HOECHST AG ein viel beachtetes, aber zunächst beiderseits misstrauisch beäugtes gemeinsames Projekt: das Chemieunternehmen bat das Öko-Institut um Vorschläge, wie das Leitbild der Nachhaltigkeit in den Unternehmensalltag einzubinden sei.

In der damaligen Zeit waren die beiden Unternehmen trotz ihrer unterschiedlichen Größe und Ausrichtung in Deutschland sehr bekannt. Um nicht zu sagen berüchtigt. Das Öko-Institut galt vielen als die „Mutter des grünen Denkens“. Man hatte sich nichts Geringeres auf die Fahnen geschrieben, als die herrschenden Strukturen des Denkens und des Handelns zu verändern und dem Umweltschutz den Rang vor allen anderen Unternehmenszielen einzuräumen. Die Hoechst AG war andererseits ein Sinnbild für menschenverachtende, von Profitstreben geprägte Industrie. Und diese zwei einander feindlich gesinnten Gruppen sollten miteinander arbeiten? An einem Ziel? In einem Projekt? – Durchgeknallt, völlig verrückt, absolut utopisch waren die mildesten Kommentare, die man öffentlich hören konnte.

Aber es gelang, wie eine 1997 veröffentlichte Studie („Sustainable Hoechst /Hoechst Nachhaltig“) beweist. Dass das Projekt nicht in großem Stil weitergeführt wurde, hat vor allem damit zu tun, das es die HOECHST AG seit 1998 nicht mehr gibt. Das vom Öko-Institut entwickelte Prüfungstool wird aber im Öko-Institut weiter genutzt und entwickelt. Das Projekt  ist Anregung und Vorbild vieler weiterer externer Arbeiten geworden.

Ich hatte schließlich die große Freude und Ehre als späteres Mitglied des Vorstands des Öko-Instituts an der Arbeit des Instituts maßgeblich mitwirken zu können. Es war wiederum eine sehr spannende Zeit. Zeit eines organisatorischen Umbruchs, Zeit mit neuen Themen und Partnern zu arbeiten und vor allem Zeit, die Denkweisen aus Unternehmen und Wissenschaft gegeneinander zu stellen und ggf. weiter zu entwickeln. Natürlich ging das nicht ohne Reibereien und ernste Diskussionen ab. Aber die gemeinsamen Ziele waren das immer einigende Band

Dabei lernte ich eine wichtige und nicht zu unterschätzende Stärke des Öko-Instituts kennen und schätzen. Die Vielfalt menschlicher und sachlicher Kontakte und Erfahrungen zum Wohl des sich ständig weiterentwickelnden „think-tanks“. Offene Diskussionen im Haus und mit anderen Personen und Institutionen waren und sind Voraussetzungen der anhaltenden Erfolge. Mögen Sie das Arbeiten auch der nächsten 40 Jahre prägen!

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