„Voneinander lernen – multilateral und bilateral“
Als Umweltingenieurin bin ich spezialisiert auf Abfallwirtschaft. Mein Wunsch war schon immer, mit meiner Arbeit die Welt ein Stück zu verändern, das Bewusstsein der Menschen schärfen, Wissen zu erhöhen. Was kann man tun, um weniger Abfälle zu produzieren? Deshalb habe ich schon an der Universität immer darauf geachtet, dass meine Arbeit einen praktischen Ansatz und praktische Relevanz hat.
Welche Regelung, welche Technologie ist die bessere? Was kann man optimieren? Das ist mir wichtig. Im Umweltministerium in Polen beispielsweise war ich zuständig für die Koordination des EU-Förderprogramms für Abfallwirtschaft. Da konnte man gut sehen, wie sich das entwickelt hat, wie neue Anlagen gebaut und neue Systeme geschaffen wurden.
Jetzt beim Öko-Institut sehe ich wieder, was meine Arbeit bewirkt. Wir tragen dazu bei, den Stand des Wissens zu vergrößern. Ein Beispiel ist das aktuelle Projekt über Altfahrzeuge (end-of-life vehicles – ELVs) mit dem Schwerpunkt auf Altfahrzeuge mit unbekanntem Verbleib in der EU. Im Auftrag der Europäischen Kommission beschäftigen wir uns mit den Fragen nach deren Verbleib und erarbeiten Maßnahmen, um die Anzahl der bislang nicht erfassten Altfahrzeuge zu definieren und zu reduzieren. Wir haben unter anderem eine öffentliche Konsultation in der Europäischen Union durchgeführt und die Ansichten verschiedener Interessenvertreter gesammelt und analysiert. Danach haben wir einen Workshop mit den Zuständigen aus den verschiedenen EU-Ländern organisiert.
Die Darstellung der Projekt-Ergebnisse sowie der Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmer waren die Hauptziele dieses Workshops. Der Austausch und vor allem die unterschiedliche Vorgehensweise der einzelnen EU-Staaten bei der Problemlösung zu erkennen, waren für alle Beteiligten wichtig. Das finde ich sehr spannend. Gleichzeitig hat diese Form der Herangehensweise auch einen sehr praktischen Ansatz.
Ich würde mir persönlich mehr solche Projekte wünschen, die den aktiven Wissensaustausch zwischen den Ländern fördern. Bilateral und multilateral. Ich komme aus Polen und als ich das erste Mal in Deutschland gelebt habe, hat es mich beeindruckt, welches Bewusstsein die Menschen hier für dieses Thema haben.
Schon kleine Kindern kennen das Wort Recycling und auch den jungen Leuten ist die Bedeutung der Abfallwirtschaft bewusst. Ich habe den Effekt, den ein solcher Austausch hat, selber erleben dürfen. Es muss nicht jedes Land die gleichen Fehler wiederholen. Gesetze, Systemlösungen, gute Beispiele. Man kann voneinander lernen. Das ist zwar optimistisch gedacht, aber möglich.
Dr. Izabela Kosińska arbeitet im Darmstädter Büro als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Ressourcen & Mobilität.