„Probleme adressieren, Lösungen entwickeln, Einfluss nehmen“
Als ich 1999 am Öko-Institut angefangen habe, habe ich mich mit Ökobilanzen beschäftigt: Wie kann man die Umweltauswirkungen eines Produktes oder einer Dienstleistung über den kompletten Lebenszyklus hinweg erfassen? Wo liegen die Stellschrauben, um es besser zu machen, und wie kann man sie adressieren? Heute spielt bei meiner Arbeit viel stärker die Betrachtung des Gesamtsystems eine Rolle. Für eine nachhaltige gesellschaftliche Transformation braucht es immer ein ganzes Bündel von Maßnahmen und Instrumenten und den übergreifenden Einbezug verschiedener Akteure. Oft setzt das Ordnungsrecht einen Rahmen, z.B. durch das Setzen bestimmter Grenzwerte. Es wird ergänzt durch andere Steuerungsinstrumente, z.B. Anreizsysteme, und flankiert durch sogenannte weiche Maßnahmen wie Bildung und Information. Um ein effektives Bündel an Instrumenten zu schnüren, muss man das System gut kennen.
Mich hat an der Arbeit am Öko-Institut von Anfang an motiviert, dass ich hinter ihr stehen kann. Unsere Arbeit adressiert gesellschaftlich relevante Probleme und trägt zur Entwicklung von Lösungen bei. Manchmal sind es „nur“ Verbesserungen bei einzelnen Produktgruppen oder einzelnen Prozessen. Manchmal ist es die Begleitung von großen gesellschaftlichen Transformationsprozessen, die viele Akteure und Ebenen einbeziehen. Beides ist wichtig und richtig. Es ist eine Qualität des Öko-Instituts, dass wir mit unserer Expertise diese Vielfalt an Ebenen und Handlungsfeldern adressieren und mit vielen unterschiedlichen Akteuren zusammenarbeiten können.
Das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung bildet dabei den normativen Rahmen für unsere wissenschaftliche Arbeit. Ursprünglich verwurzelt in der Ökologie haben wir uns schon seit Jahren thematisch verbreitert und adressieren in unseren Projekten auch ökonomische und soziale Aspekte. Und wir betreiben eine transdisziplinäre Forschung, arbeiten mit Akteuren aus der Wirtschaft und der Politik. Das Öko-Institut hat einen ausgeprägten Radar dafür, die relevanten Trends und Themen auf die Agenda zu setzen, die man heute noch gar nicht unter Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet, die aber die zukünftige Gestaltung unserer Welt stark beeinflussen werden.
Für mich persönlich liegt ein Ziel darin, mit unserer Forschung zur Unterstützung von nachhaltigen Lebensstilen und Konsummustern beizutragen, mit denen die planetaren Grenzen eingehalten werden können. Auf unserer Plattform www.ecotopten.de für ökologische Spitzenprodukte finden Verbraucher beispielsweise aktuelle Best-Produktlisten und Empfehlungen für über 23 verschiedenen Produktgruppen. Für Projekte wie dieses wünsche ich mir eine stärkere Durchschlagskraft: Mit finanziellen Ressourcen für eine große öffentliche Kampagne könnten noch wesentlich mehr Verbraucher davon profitieren.
Dr. Dietlinde Quack ist seit 2009 stellvertretende Leiterin der Gruppe Konsum im Bereich Produkte & Stoffströme am Standort Freiburg