„Mehr Optimismus und mehr Mut!“
Manchmal möchte man den Kopf in den Sand stecken: Trump kündigt den Ausstieg aus dem Klimavertrag von Paris an, die Automobilindustrie verteidigt verzweifelt den Diesel und wann wir endlich die Stromerzeugung aus Kohle aufgeben werden, das weiß man auch nicht so genau. So viele Abwehrschlachten.
Aber dann erinnern mich meine Arbeit am Öko-Institut und vor allem viele Gespräche mit unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern daran, wie viel wir schon geschafft haben. Dass beispielsweise in Paris alle Staaten ein Abkommen für den globalen Klimaschutz unterschrieben haben, ist ein großer Erfolg.
Dass sich so viele Unternehmen in den USA gegen Trump stellen und den Klimavertrag erfüllen wollen, zeigt, wie weit wir trotz allem schon sind. Dazu kommen die vielen scheinbar kleinen Schritte, die so viele Menschen gehen, auch im Privatleben. Die eine kauft nur noch fair und nachhaltig produzierte Kleidung, der andere bloggt über Müllvermeidung und Ressourceneffizienz, wieder andere essen viel weniger Fleisch. Ich persönlich kenne viele Menschen, die Nachhaltigkeit ganz selbstverständlich in ihren Alltag integrieren. Und es werden immer mehr.
Wenn man also intensiver darüber nachdenkt, ist Pessimismus fehl am Platz. Es passiert schon ganz viel. Es dauert nur manchmal länger, als wir es uns wünschen würden. Dann werde ich ungeduldig und denke, wir brauchen mehr Ordnungspolitik. Verbote. Gesetze. Jetzt. Sofort. Wie es zum Beispiel Sebastian Dalkowski zuletzt auf Zeit online formulierte. Aber Veränderung ist ein Prozess. Ein Prozess, der lange dauert. Denken wir zum Beispiel an die Mülltrennung und Recycling. Den Grünen Punkt gibt es seit 1991, seit 1997 ist er in der EU-Richtlinie geregelt. Trotzdem gibt es heute noch Menschen, die meinen, Mülltrennung sei Quatsch. Veränderung dauert, man muss sich an Neues gewöhnen, lernen und Vertrauen entwicklen. Nachhaltiger Wandel braucht seine Zeit. Darauf muss man sich einstellen.
Ich wünsche uns, dass wir diese Entwicklungen, die meine Fachkolleginnen und -kollegen als „Große Transformation“ bezeichnen, optimistisch und positiv betrachten. Die Erfolge bewusst wahrnehmen. Die Menschen sehen, die schon was tun.
Ich wünsche uns, dass wir mutig sind, uns auf den Weg zu machen, auch wenn er lang und vielleicht steinig ist. Ein bisschen wie Beppo, der Straßenkehrer, es Momo erklärt: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein. Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.“ Jeder Strich ist wichtig. Jeder Schritt. Jedes Projekt. Jede kleine Veränderung.
Mandy Schoßig leitet vom Berliner Büro aus
das Referat Öffentlichkeit & Kommunikation.