Rainer Beeretz

Gründungsmitglied

Glückwunsch und Wünsche eines Gründers zum 40.

Wenn ich zurückblicke auf die Ende der 70er Jahre als wesentlich erachteten Aufträge an das neue Institut, so stelle ich fest, dass das zentrale Ziel einer wissenschaftlich fundierten ökologischen Forschung und Beratung uneingeschränkt erreicht worden ist.

Nicht nur wurde Augenhöhe (z.B. mit der damals herrschenden industriellen Atomwissenschaft) erreicht, sondern in umfassender, die gesellschaftlichen und ökologischen Bedingtheiten berücksichtigender Arbeit eine überlegene Arbeit geleistet.

Zu den Verdiensten gehört der Abbau von Berührungsängsten gegenüber Politik, Industrie und Handel. Voraussetzung für die Arbeit war dabei, dass das Öko-Institut – wie auch andere vergleichbare Einrichtungen – an der steigenden gesellschaftlichen Wertschätzung ökologischer Themata selbst maßgeblich mitwirkte.

Aus der Gründerperspektive sollte die Verortung des Öko-Instituts noch anders aussehen, war Umweltarbeit doch stark durch eine Gegnerstellung gegen herrschende politische und wirtschaftliche ökologische Ignoranz gerichtet. Rückhalt und „politische“ Orientierung sollte das Öko-Institut durch eine aktive Mitgliederschaft finden, die wiederum die ökologisch orientierten gesellschaftlich relevanten Initiativen (aber auch die Evangelische Kirche) repräsentierte.

Dieses Verortungsziel erwies sich als idealistisch. Es ist in den Hintergrund getreten, wenn es sich auch noch rudimentär bei der Bildung des ehrenamtlichen Vorstandes zeigt. Gewonnen wurde die Freiheit zum eigenverantworteten Engagement (unter Umständen auch gegen Stimmungen in der Umweltbewegung selbst). Die Professionalisierung der Arbeit wurde ein Element des Fortbestandes ökologischer Impulsgebung.

Die Absicherung der forschenden und beratenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgte nicht durch Anlehnung an jeweilige ökologische Gruppierungen oder Initiativen. Ein wesentlicher Schritt in dieser „Unabhängigwerdung“ stellte die Selbsteroberung des Öko-Instituts durch die mittlerweile sehr vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dar. Sie wurden zu gestaltungsbefugten aktiven Mitgliedern. Dabei konnte bislang die Gefahr einer selbst verwalteten, zunehmend marktorientierten und Arbeitsplätze sichernden Einrichtung gebannt werden. Das Öko-Institut behielt seine unabhängige Position und blieb seinem Auftrag treu.

Jetzt könnte ich nach Gratulation und Dank noch alles Gute wünschen, schlichen sich nicht Zukunftssorgen in das Bild.

Es waren die gesellschaftliche und ökonomische Wertschätzung und das andauernde Wachstum, die das Öko-Institut getragen hatten. So konnte auch eine substantielle Abhängigkeit von industriellen, kommunalen oder staatlichen Auftraggebern vermieden werden.

Ich sehe heute die Gefahr von Zeiten, in denen wir eine Regression von Demokratie beobachten, in der der aufklärerische Ansatz der Erotik der Unwissenheit zu weichen beginnt, von Zeiten, in denen die Integrationsbemühungen und Konfliktlösungsmethoden zunehmend als lästiger empfunden werden und in denen wir immer mehr mit der Einfachheit und Undifferenziertheit politischer Behauptungen auseinanderzusetzen gezwungen sein werden. Nicht zuletzt die Geschehnisse in den Vereinigten Staaten lassen diese Sorge wachsen.

Das Öko-Institut muss sich wappnen und zwar

aktiv:   Durch die Fortentwicklung von Kompetenzen in gesellschaftlicher, ökologischer Verfahrensbegleitung, von Integrationskompetenzen und durch die Entwicklung weiter vertiefter psychologischer und soziologischer Kompetenzen;

passiv:  Durch langfristige konservative Planung, Auftragsauswahl und Stärkung der Eigenfinanzierung.

In diesem Sinne bin ich guter Dinge, bleibe verbunden und begleitungswillig.

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