„Einsicht und Mut, weiterzugehen als jede Umweltregulierung zuvor“
Ich wünsche den Regulierungsbehörden den Weitblick, in ihrer Umweltpolitik langfristig zu denken, über kurzfristige Kosten hinaus. Ich wünsche ihnen den Mut, an ihren Zielen festzuhalten – für die Umwelt, den Menschen zuliebe, aber letztlich auch zugunsten der Wirtschaft. Ich wünsche ihnen Hartnäckigkeit, um den Punkt zu erreichen, wo jenseits der kurzfristigen Effekte echter Nutzen entsteht.
Wer Umweltschutz betreibt, sieht sich oft mit Widerstand starker Lobbygruppen konfrontiert, die vor wirtschaftlichem Schaden und dem Verlust von Arbeitsplätzen warnen. Zum Beispiel wird die Substitution giftiger Substanzen oft als ein K.o.-Kriterium bei der Industrie präsentiert, der Wettbewerb verhindert und schlecht ist für die europäische Wirtschaft. Dabei sind auf lange Sicht nachhaltigere chemische Stoffe eine echte Chance. Eine Chance, die Wirtschaftskraft zu stärken und gleichzeitig den Ansprüchen der Umwelt und der Gesundheit gerecht zu werden.
Die Umstellung von quecksilberhaltigen Energiesparlampen auf LEDs ist ein gutes Beispiel. LEDs haben eine längere Lebensdauer und verbrauchen weniger Energie. In vielen Anwendungen ist ihr Licht für das menschliche Auge angenehmer. Auch LEDs sind nicht immer völlig unbedenklich, aber da sie kein Quecksilber enthalten, können sie zusammen mit anderem Elektroabfall entsorgt werden. Das wiederum bedeutet, dass sie leichter recycelt und die enthaltenen Rohstoffe besser wiederverwertet werden können.
Aber vielleicht führt ihr Aufschwung dazu, dass es zeitweise keine Austauschlampen für manche Lichtinstallationen gibt. Die Leuchtmittelindustrie muss ihre Produktionsstätten anpassen. Vielleicht bedeutet das auch, dass einige Arbeitsplätze innerhalb der EU verloren gehen. Wäre man in der EU die Umstellung früher aktiv angegangen, hätte man mehr Einfluss darauf nehmen und neue Jobs in der LED-Produktion schaffen können. Aber jetzt ist der Wandel bereits in vollem Gang. Wir können ihn nicht stoppen und insofern ist es nur eine Frage der Zeit, bis wann die Kosten anfallen. Wenn es uns gelingt, die Umstellung zu forcieren, können wir aber immer noch schneller von den mittelfristigen Benefits profitieren – vom Wegfall des Quecksilbers, dem geringeren Energiebedarf und den daraus resultierenden niedrigeren Energiekosten – um nur ein paar zu nennen.
Umweltschutz heißt ganz oft, über das kurzfristige Investment hinaus zu denken und den Mut zu haben, kurzfristig höhere Kosten in Kauf zu nehmen, um langfristig zu gewinnen.
Yifaat Baron arbeitet als Senior Researcher am Freiburger Standort des Bereichs Produkte & Stoffströme.